„Götter verlassen den Tempel“ – jetzt heißt es zeigen, was in ihnen steckt
Grund zum Freuen und Feiern war genug: Alle Schülerinnen und Schüler, die zum Abitur zugelassen waren, hatten bestanden! Der Olymp war erstiegen, der Ehrenkranz errungen – wer fühlt sich da nicht göttergleich? Am Freitag, 24. Juni 2022 entließ das Dominikus-Zimmermann-Gymnasium im feierlichen Rahmen der Abschlussfeier seine 62 Abiturientinnen und Abiturienten.
„Freude schöner Götterfunken!“ – schmetterte es spontan aus den Kehlen der Anwesenden, als Schulleiterin Mechthild Wand am Ende ihrer Festrede auf Schillers berühmte Ode verwies. Zuvor hatte sie das Motto des DZG-Abiturjahrgangs aufgegriffen und rundum zugegeben, dass sie ihre Absolventinnen und Absolventen um diesen überschäumenden Freudentaumel beneide, der offenkundig zu dem Motto „Die Götter verlassen den Tempel“ bewogen hätte. Was den Älteren leicht übertrieben vorkomme, sei doch letztlich Vorrecht der Jugend und nachvollziehbar: „Es ist geschafft! Das ganze bunte Leben liegt euch zu Füßen. Alle Tore stehen euch offen! … Lasst euch eure Freude nicht kleinreden!“ Dem vielleicht nicht ganz ernst gemeinten Abiturspruch wohne letztlich etwas sehr Ernstes inne. Unter Hinweis auf Goethe und Schiller erinnerte die Schulleiterin daran, dass in jedem Menschen etwas Göttliches stecke, das ihn verpflichte, seinem einzigartigen Leben einen ganz besonderen Sinn zu geben: „Denn das ist die Aufgabe, die echten Göttern gestellt ist: sich nicht in einem Tempel zu räkeln und Brandopfer darbieten zu lassen“, sondern hinaus in die Welt zu gehen, den Tempel zu verlassen. Sie ermahnte ihre Abiturientinnen und Abiturienten, nicht zu fragwürdigen Götzen zu mutieren, sondern ihr Leben zu gestalten und Spuren zu hinterlassen, auf die sie selbst und ihre anwesenden Lehrkräfte, Familien und Freunde stolz sein können. Niemand wisse, was die Zukunft bringe, so Mechthild Wand, aber „tragt dazu bei, dass die Welt zu dem wird, wie ihr sie euch erträumt: besser und schöner“. Auch in Schillers Ode heiße es mit Blick auf die Götter: „Schön ists, ihnen gleich zu sein.“
In ihrer Rede hatten zuvor die Abiturientinnen und Abiturienten keinen Zweifel gelassen, dass ihnen einerseits bewusst ist, welche vielfältigen Möglichkeiten ihnen nun offen stehen, aber dass es bei allem nicht um ein immer mehr, immer höher, immer weiter gehe, sondern dass das, was ihr Leben einmal ausmacht, auch Sinn haben müsse. In ihrem Rückblick auf die von der Pandemie begleiteten Oberstufe sahen sie nicht nur die laufend sich ändernden Bestimmungen und Einschränkungen, sondern konnten dem Ganzen auch Positives abgewinnen: Der Zusammenhalt untereinander, der gewonnen habe, die „Insel Berlin“, die sie auf ihrer Schiffsreise durch die letzten Monate ansteuern durften, die Möglichkeit, endlich wieder einmal einen Abischerz durchführen zu können, und vor allem, dass sie so viel lernen konnten und so viel Unterstützung dabei erfahren durften, dass nun das große Abiturschiff sicher im Hafen angekommen sei.
Dies konnte die zuständige Oberstufenkoordinatorin Monika Zimmermann nur bestätigen. Humorvoll staunte sie über die rund 3000m Höhe, vor denen ihre Olympier offenkundig nicht zurückgeschreckt seien. Aber alle Anstrengungen hätten sich ja gelohnt und sie erinnerte in diesem Zusammenhang an das von Platon überlieferte griechische Sprichwort: „Die schönen Dinge sind schwierig.“
Im Anschluss nahmen die 62 Abiturientinnen und Abiturienten die Zeugnisse zur Allgemeinen Hochschulreife in Empfang. Insgesamt durften sich 25 von ihnen über ein Abitur mit einer Eins vor dem Komma freuen. Julia Kirzinger erzielte sogar die Traumnote 1,0, Simon Schäffler die nicht minder beeindruckende Note 1,1. Zahlreiche Absolventinnen und Absolventen wurden im Rahmen der feierlichen Verabschiedung für besondere fachliche Leistungen mit Preisen bedacht und für ihr Engagement in der Schule geehrt. Auch das war ein großer Grund zur Freude.
von links nach rechts: Simon Schäffler (1,1), Amanda Liepold (1,2), Antonia Petz (1,2), Leona Grün (1,2), Julia Kirzinger (1,0), Anton Hess (1,2)